Architektur zum Wohnen und Leben
Als ich irgendwann in den 80er Jahren mein erstes Haus baute, war ich von der amerikanischen Solararchitektur fasziniert. Ich entwarf ein Wohnhaus für mich und meine Familie mit einem riesigen Wintergarten über drei Ebenen, das an einem Südhang stand und weitgehend von der Sonne beheizt wurde. Das Thema Wohnen und Wohnarchitektur hat mich seither nicht losgelassen.
Was mir allerdings damals schon auffiel, war die besonders in Deutschland noch heute ausgeprägte Bauweise. Während auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent, in Skandinavien und in vielen anderen Ländern private Wohnhäuser fast ausschließlich aus Holz gebaut werden, setzt man hierzulande auf eine Bauweise, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert hat. Da werden noch immer Häuser Stein für Stein gemauert und erhalten dann eine dicke Wärmedämmung, weil Stein nun mal ein schlechter Isolator ist. Es gibt noch immer dieselben Gewerke und Handwerksinnungen wie im Mittelalter und die Handwerker müssen bei Wind und Wetter vor Ort auf der Baustelle arbeiten.
Mein Haus hingegen bestand aus einem tragenden Holzskelett und Außenwänden, die gerade mal 16 cm dick waren, aber dieselbe Wärmedämmung hatten wie eine 40 cm Ziegelwand. Ich habe das Haus weitgehend selbst gebaut und es hat mir gutgetan, nach meiner Arbeit am Computer richtiges Werkzeug in die Hand zu nehmen und etwas zu schaffen, dass man sehen und erleben kann.
Das Haus bewohnt jetzt eine andere Familie, nachdem sich meine in alle Himmelsrichtungen verteilt hat. Aber meine Affinität zum Thema Bauen und Wohnen ist geblieben.
Das merkte auch Adrian Lissy aus Möhnesee im Sauerland. Ich traf ihn Ende der 90er Jahre. Er besaß eine Schreinerei, die sich mit der Fertigung von Billardtischen spezialisiert hatte. Doch eigentlich hatte er etwas ganz Anderes vor. Auch er hatte erkannt, dass die traditionelle Bautechnik in Deutschland eigentlich völlig unzeitgemäß war. Also entwickelte er eine neuartige Container-Bauweise, die sich aus einzelnen Modulen zusammensetzte. Damit konnte man ein kleines Mini Home, ein Ferienhaus oder ein Gästehaus im Garten bauen. Man konnte einen großzügigen Bungalow realisieren oder ein vorhandenes Haus mit einem Anbau erweitern, um Platz für ein Büro oder ein weiteres Kinderzimmer zu schaffen.
Es hat in meinem Leben wenige Themen gegeben, die mir so viel Spaß gemacht haben, wie die Website von Lissy Haus. Bauen mit Holz. Intelligentes Bauen nach einer rationellen Fertigungsmethode. Ökologisches Bauen mit nachwachsenden Baustoffen. Das waren Themen, die zu mir passten und mir das Gefühl gaben, einen Beruf zu haben, bei dem Arbeit und Vergnügen manchmal ganz dicht beieinander liegen.
Meine Affinität zum Thema Wohnen, Bauen und Architektur ist geblieben. Wenn ich auf einer meiner Reportagereisen bin, fotografiere ich nicht nur die üblichen Sakralbauten und andere Sehenswürdigkeiten. Ich interessiere mich auch dafür, wie Menschen anderswo leben und wohnen. Mein Auge sucht daher ständig nach interessanter Wohnarchitektur und ich interessieren mich für das Zusammenspiel zwischen Wohnen und Leben. Meine eigene Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Wohnhaus eigentlich grundsätzlich modular sein sollte. Es sollte sich mit den Menschen verändern können, die darin leben. Es sollte mit der Familie wachsen und nach dem Auszug der Kinder zu neuen Funktionen finden können.