Eine Waffe aus dem 3D-Drucker? Im Prinzip ja, aber ...
3D-Drucker sind brandgefährlich. Damit kann sich zum Beispiel jeder einen Revolver drucken und die nächste Bank überfallen. Die Pläne dafür kann man ganz einfach im Internet herunterladen. So oder ähnlich kann man es immer wieder in den Medien lesen. Aber auch wenn das Blatt einen großen Namen trägt, solche Meldungen sind klassische Fake News.
Vor allem inb der Metallverarbeitung hat der 3D-Druck eine wahre Revolution eingeleitet. Die Hersteller von Maschinen für dieses additive Produktionsverfahren erleben daher derzeit einen gewaltigen Boom. Wobei 3D-Drucker eher eine laienhafte Bezeichnung ist. Der Insider spricht nämlich von Selective Laser Melting (SLM). Gemeint ist eine Technologie, bei der Metallteile nicht durch Fräsen, Schneiden und Bohren aus einem Rohling herausgearbeitet, sondern von Grund auf neu aufgebaut werden.
Der Rohstoff dafür ist ein mikroskopisch feines Metallpulver. Das wird in einer dünnen Schicht auf eine Fläche verteilt und von einem Laserstrahl zum Schmelzen gebracht. Der Laser wird über CAD-Daten gesteuert und baut Schicht für Schicht die im Computer konstruierte Metallstruktur auf, bis das Teil fertig ist. Ein Vorteil dabei ist, dass jegliche Maschinen-Einrichtung entfällt und sich auch kleinste Stückzahlen, ja sogar einzelne Exemplare, wirtschaftlich fertigen lassen. Ein weiterer besteht darin, dass sich mit dieser Technik Geometrien herstellen lassen, wie sie mit traditionellen Methoden einfach nicht machbar sind.
Die Technologie wurde Mitte der 90er Jahre von einem deutschen Firmenkonsortium in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut entwickelt. Sie ist also eine rein deutsche Erfindung, die den Weltmarkt erobert hat.
Bei der Recherche zu einem Wirtschaftsartikel konnte ich SLM bei einem der großen Hersteller in diesem Segment live erleben. Das brandneue Entwicklungs- und Produktionszentrum von SLM Solutions liegt am Rande von Lübeck, also praktisch in meiner Nachbarschaft. Es ist ein faszinierender Anblick, wenn man den Laser beobachtet, wie er sich in das Metallpulver brennt und daraus langsam aber sicher eine Metallstruktur entstehen lässt.
Ich hatte natürlich gelesen, dass sich so auch Waffen herstellen lassen und sprach den Pressesprecher von SLM darauf an. Klar kannte er die einschlägigen Meldungen. Aber er konnte darüber nur wissend lächeln. Natürlich könne man mit diesem additiven Verfahren jede beliebige Metallform herstellen, so sein Kommentar – auch ein Gewehr oder einen klassischen Revolver. Nur könne man damit vermutlich nur einen einzigen Schuss auslösen und der würde ganz bestimmt nicht ins Ziel treffen.
Der Grund wäre die Oberflächen-Beschaffenheit. Ein mit SLM hergestelltes Metallteil hätte nämlich eine ziemlich raue Oberfläche. Die müsste erst noch mit traditionellen Verfahren bearbeitet werden, um die gewünschte Oberflächenbeschaffenheit zu erhalten. Bei einem Revolver müsste zum Beispiel der Lauf rundgedreht werden, um die Kugel gezielt auf den Weg zu bringen. Dafür braucht man nicht nur hochpräzise Maschinen, sondern auch das nötige Know-how.
Das kann man wohl bei schießwilligen Bankräubern, Kriminellen und Terroristen eher nicht voraussetzen. Was in der Theorie denkbar ist, bleibt also in der Praxis eine Utopie. Auch wenn sich die Schlagzeile noch so spannend liest.
Interessante Anwendungen gibt es jedoch in der Medizintechnik. So wurden zum Beispiel Implantate bisher aus einer Titanlegierung geschmiedet. Es gab sie nur in Standardgrößen und der Chirurg musste entscheiden, welche dieser Größen seinem Patienten am besten passt. Heute wird das Umfeld einfach eingescannt, um zum Beispiel mithilfe von SLM ein Hüftgelenk zu fertigen, das exakt auf den übrigen Knochenbau abgestimmt ist.
Genau das macht das Leben eines Texters so interessant. Besonders wenn er sich im technischen Umfeld bewegt. Er bewegt sich ständig am Puls der Entwicklung und erfährt Dinge, von denen Andere bestenfalls irgendwo irgendetwas gelesen haben.