Der Müll ist männlich. Die Mülltonne ist weiblich. Gendern ist Blödsinn.
Wenn Ideologen die Welt verändern wollen, ist Vorsicht angebracht. Und wenn sie dabei mit missionarischem Eifer vorgehen, sollte man allmählich die Krallen ausfahren. Auch dann, wenn sie meinen, sie müssen unsere Sprache umkrempeln, damit wir alle so denken, wie sie es für richtig halten. Denn Sprache ist auch ein Stück Kultur und die sollte man sich nicht von oben verordnen lassen. Niemals.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mit sträuben sich jedes Mal die Nackenhaare, wenn ich einen Politiker höre, der sich gemüßigt fühlt, mit jedem Satz zum Ausdruck bringen zu müssen, dass er nicht nur zu Männern, sondern auch zu Frauen spricht. Da muss dann der Mitbürger in jeden zweiten Satz durch die Mitbürgerin ergänzt werden. Man muss ständig betonen, dass es nicht nur Politiker, sondern auch Politikerinnen gibt und auch bei Berufsbezeichnungen scheint es politisch korrekt zu sein, immer und geradezu penetrant beide Geschlechtsformen zu erwähnen: Bäcker und Bäckerinnen, Friseure und Friseurinnen (aber keinesfalls Friseusen), Ärzte und Ärztinnen, Verkäufer und Verkäuferinnen, Ingenieure und Ingenieurinnen, Busfahrer und Busfahrerinnen, Prostituierte und ... nein hier klappt es noch nicht.
Natürlich hat sich die Welt verändert und viele früheren Männerberufe werden heute auch von Frauen wahrgenommen. Aber fühlt sich eine Ärztin wirklich nicht für voll genommen, wenn jemand von Ärzteschaft spricht und die Ärztekammer sich nicht schon längst umbenannt hat, um auch die weiblichen Mitglieder angemessen zu berücksichtigen? Ich glaube, dass es ihr ziemlich egal ist. Wenn sie nämlich einem Patienten gegenübersteht, wird der sie ganz selbstverständlich als Ärztin bezeichnen. Aber er wird dennoch verallgemeinernd von den Ärzten sprechen, wenn er alle Ärzte des Krankenhauses meint. Vor allem wird er ganz bestimmt nicht Frau Doktorin sagen, nur weil irgendjemand meint, das wäre gendergerecht und müsse daher so sein.
Für alle Aussagen über Menschen, bei denen das Geschlecht eigentlich egal ist, kennt die deutsche Sprache das generische Maskulinum. Der Begriff generisch (lateinisch generatim) steht dabei für klassenweise, im Allgemeinen und beide Geschlechter umfassend. So erklärt es zumindest Wikipedia und ergänzt:
„Generisches Maskulinum bezeichnet die geschlechtsneutrale Verwendung maskuliner Substantive oder Pronomen. Hierbei werden beispielsweise grammatisch maskuline Personen- oder Berufsbezeichnungen, von denen sich auch eine feminine Form ableiten lässt, generisch (also verallgemeinernd) für Personengruppen verwendet, deren biologisches Geschlecht entweder unbekannt, nicht von Bedeutung oder gemischt ist. Das generische Maskulinum bietet somit die Möglichkeit, maskuline Personenbezeichnungen geschlechtsabstrahierend zu verwenden.“
Eigentlich sollten ja Forscher forschen, wie schon der Name sagt. Vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich besteht ihre Aufgabe darin, unser Wissen zu bereichern und herauszufinden, weshalb etwas so ist, wie es ist. Germanisten sollten sich also mit der deutschen Sprache befassen und Germanistik-Studenten (generisch) sollten Lernen, wie man die deutsche Sprache richtig anwendet. Es ist nicht die Aufgabe von Germanisten (generisch), die Sprache zu verändern, neue Regeln aufzustellen und ihre eigenen Wertvorstellungen in die Sprache einzubringen. Das ist höchst unwissenschaftlich, auch wenn diese Unsitte heute weit verbreitet ist.
Ich vermute, dass der Grund dafür vor allem darin zu suchen ist, dass es mittlerweile mehr Germanistinnen als Germanisten gibt (nicht generisch) und sich heute immer mehr Frauen zu den Feministen (generisch) zählen. Da vermischt sich dann schnell Forschung mit Ideologie und wenn die Feministen (generisch) dann noch in der Mensa mit den Studenten (generisch) aus dem Gender Studies-Seminar ins Gespräch kommen, wird das Thema zum Politikum und es entsteht ein Problem, wo nie eines war und auch niemand eines gesehen hat.
Sprache, das sollte man nämlich solchen Eiferern (generisch) zurufen, war noch nie logisch. Warum gibt es den Rhein, aber die Donau? Warum ist es die Dogge, aber der Pudel? Warum heißt es das Schiff, aber die Fähre? Warum muss der männliche Müll in die weibliche Tonne? Das alles folgt eigentlich keinen Regeln. Und es hat mit Logik nichts zu tun. Trotzdem lernt es jedes Kind, um dann ein Leben lang nicht mehr darüber nachzudenken.
Es ist bestimmt kein Zufall, dass der neue Gendersprech als Erstes bei den Behörden Einzug fand. Deutsche Beamte (generisch) hatten schon immer das Bedürfnis, ihre Mitmenschen zu gängeln und zu bevormunden. Da wird von oben herab verfügt, es gibt Anweisungen, Anordnungen und Verordnungen und irgendwie glaubt man in diesen Kreisen, dass die ganze Welt nur dafür da ist, ihre Regeln zu befolgen. Vor allen Dingen denkt man dort bevorzugt grünrot und hat damit den missionarischen Eifer tief im Herzen verankert.
Beamte (generisch) arbeiten nicht ergebnisorientiert. Sie befolgen Anweisungen. Sie fragen nach keinem Sinn und übernehmen auch keine Verantwortung für Unsinn. Sie tun einfach dumpf ihre Pflicht und verschanzen sich hinter ihren Paragrafen. Sie sind die Einzigen, die noch auf beschriebenem Papier kommunizieren und scheren sich nicht darum, ob der Empfänger auch versteht, was sie zu sagen haben.
Wie gesagt, genau diese Leute sind es, die jetzt auf gendergerechte Sprache pochen und damit ihre ohnehin kaum lesbaren Verlautbarungen völlig unlesbar machen.
Ihre geistigen Brüder (generisch) findet man in den Medienunternehmen. Auch hier tickt man mittlerweile fast ausschließlich rotgrün und die Redaktionen bestehen zunehmend aus Germanistinnen oder weiblichen Germanisten oder wie immer man es formulieren will. Eine ungute Mischung, wie jeder sehen kann, der es sich antun möchte, einen längeren Text zu lesen, den seine Schreiberin mit Sternchen und holprigen Formulierungen gendergerecht ausformuliert hat. Vorlesen kann man übrigens solche Texte nicht, denn für ein Gendersternchen kennt die deutsche Sprache keinen Laut und auch „Leser*innen“ oder „LeserInnen“ lässt sich phonetisch nicht ausdrücken.
Dabei hat Sprache doch eigentlich nur einen einzigen Zweck: Sie ist das akustische und schriftliche Vehikel, damit Menschen miteinander kommunizieren können. Und damit das alles möglichst reibungslos funktioniert, haben sich über viele Jahre hinweg bestimmte Sprachgewohnheiten eingebürgert. Die sind zwar nicht immer logisch. Aber jeder weiß was gemeint ist. Deshalb stolpern wir auch nicht über die obigen Sätze, auch wenn darin immer wieder das generische Maskulinum verwendet wird. Wir lesen einfach drüber und niemand stört sich daran, dass hier die weibliche Seite des Lebens vielleicht nicht ausreichend gewürdigt worden ist.
Niemand, außer ein paar Feministen. Aber die haben in Wahrheit ganz andere Probleme.